L'Immensité von Louis Vuitton (2024)

DerDefcon

Top Rezension 17

Grapefruit und Ambroxan reichen vollkommen aus.

Dies ist mein dritter Kandidat aus der Louis Vuitton-Reihe. "Orage" und "Sur la Route" haben mich ausnahmslos begeistert. Gespannt war ich auch auf "L'Immensité" und das besonders deshalb, weil hier die von mir gemochte Grapefruit zugegen ist. Gleichzeitig haben wir es hier aber auch mit Ambroxan zu tun, mit dem ich in der Vergangenheit weniger gute Erfahrungen gemacht habe, da es für mich nicht selten in Form einer prollig-"auf-Teufel-komm-raus-maskulin"-Note in Erscheinung trat. Ich denke da nur an "Sauvage", welches ich in der Eau de Parfum-Variante kennenlernte und dessen Ambroxan-Overkill mir beinahe die Nasenschleimhäute auflöste. Übrigens verfolgt es mich noch immer, sei es in der Uni, im Kino oder im Zug. Viele Düfte, von denen es immer heißt, es handele sich bei ihnen um "Mainstreamer" und man rieche sie überall, vernehme ich in meinem Alltag kaum bis gar nicht. Bei Diors Cash Cow ist das - bedauerlicherweise - anders. Wenn es dann viele Träger mit der Dosierung nicht gebacken bekommen, wird es in Kombination mit Ambroxan, dem sillageschaffenden Mittelchen aus dem Chemiebaukasten, oftmals richtig böse. Bei Louis Vuittons "L'Immensité" ist dieser Stoff - so viel kann ich vorwegnehmen - eher weniger problematisch. Dafür offenbaren sich während des Duftverlaufs andere Schwächen, die ich euch ganz objektiv subjektiv offenbaren möchte.

"L'Immensité" beginnt mit einer spritzigen, wunderbar sauren Grapefruit, die sehr natürlich zutage tritt. Diese Frucht ist sehr erfrischend und verbreitet auf Anhieb gute Laune. Monsieur Cavallier-Belletrud ist hier eine hervorragende fruchtig-unsynthetische Eröffnung gelungen, von der sich andere Parfümeure eine Scheibe abschneiden können. Die Grapefruit in Chanels blauem Bestseller beispielsweise rangiert zwar schon auf einem hohen Niveau, wird aber im Vergleich mit "L'Immensité" nochmal deutlich übetrumpft. Das hier sehr dezent auftretende Ambroxan vernehme ich ebenso, doch stört es mich nicht sonderlich. Es kratzt und kribbelt ein wenig und verpasst dem Ganzen etwas Prickelndes, was mich in Kombination mit der Grapefruit an Brausepulver erinnert. Bis jetzt macht "L'Immensité" also eine recht gute Figur.

Das von mir soeben geschriebene "Bis jetzt" wählte ich nicht ohne Grund, denn es dauert nicht lange, bis Ingwer hinzukommt und die Abwärtsspirale einläutet. Dieser hat einen sehr bitteren Auftritt. Zwar kann er scharf, so wie ich es bereits aus dem Alltag in der Küche kenne, doch hier hat er ein gänzlich bitteres Erscheinungsbild. Ich kann mir gut vorstellen, dass Monsieur Chavallier-Belletrud die Grapefruit-Ambroxan-Eröffnung, die in ihrer DNA in vielen einfach test- und erwerbbaren Designerdüften vorhanden ist, gegen den "bösen" Mainstream absichern wollte. Dieses Absichern ging hier aber meiner Nase nach ziemlich in die Hose, da der Duft nun nicht so ganz weiß, wo er hin möchte. Soll das jetzt etwas Fruchtig-würziges sein? Immerhin haben wir hier Ingwer. Oder soll es aufgrund des Bitteren eher in die aquatische Richtung gehen - also mit Gischt und so? Ich meine, die Tendenz geht eher zum Aquatischen, da der Ingwer schlussendlich dann doch eher sehr bitter statt scharf ist.
Ich persönlich finde am Ende, dass auf dieses pseudomäßige Andersartigsein verzichtet werden könnte, da es hier einfach nicht gelungen ist. Andererseits könnte man fragen, woher das Modehaus Louis Vuitton die Rechtfertigung hätte nehmen sollen, wäre es beim Grapefruit-Ambroxan-Verbund geblieben, den man auch deutlich günstiger im "Mainstream" bekommt. Wahrlich ließe sich das Parfüm einfach nur über den Namen verkaufen und das wird es am Ende natürlich auch , aber ich zumindest - wahrscheinlich auch viele andere - würden schmunzelnd die Probe beiseite legen und sich auf den Weg in die nächste große Parfümerie machen, sofern sie denn an einem fruchtig-frischen Duft mit Ambrixan interessiert sind, da man ja doch irgendwie auch darauf aus ist, am Ende des Tages das beste Angebot zu sprüh ... ähh ... zu schießen. Das soll kein Angriff auf jene sein, die diesen Duft in ihrer Sammlung wissen - wirklich nicht. Ich persönlich kann halt einfach nur keine Begeisterung für ihn empfinden. Die Bewertung fällt dennoch besser als bei Diors Bestseller aus, da ich hier nicht von dem chemischen Kampfstoff Ambroxan erschlagen werde und daher nicht der Wunsch in mir aufkommt, den Macher dieses Duftes nach Den Haag zu zerren.

PS: Sehr geehrter Monsieur Chavallier-Belletrud,

eine Sache noch.

Gegen Ambernoten, wie sie in Ihrer Komposition zugegen sind, habe ich prinzipiell nichts einzuwenden, da sie Düften interessante Facetten verleihen können - unter anderem pudrige, leicht animalische oder oder oder. Wenn Amber allerdings - und ich bin mir sicher, dieser ist für den nun von mir beschriebenen Eindruck verantwortlich - Assoziationen an muffige Kleidung weckt, die nass in der Waschmaschine vergessen wurde, so ist das etwas, womit man mich nicht begeistern kann. Glücklicherweise dauerte diese Phase nur 15-20 Minuten an. Sollte dieses Muffige auch Bestandteil eines speziellen Aquatikkonzepts sein, empfehle ich, darauf zu verzichten. Aber wie ich bereits sagte, riecht hier lediglich meine Nase, die ich keinesfalls als Referzenz beziehungsweise als allgemeingültig ins Feld führen möchte.

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